Kapitel 5

Continuity Editing

Der Film ist eine vergleichsweise junge Kunstform, die sich innerhalb von gut 100 Jahren etabliert, Regeln formuliert und sich dabei einer rasanten technischen Entwicklung angepasst hat. Er hat sich wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Psychologie, Kommunikations- und Kulturwissenschaften bedient und gestalterische Prinzipien und Erzählkonventionen aus der bildenden Kunst, der Literatur und dem Theater übernommen. Film war und ist also ein großes Experimentierfeld.

Auf der anderen Seite war Film lange eine sehr teure Kunstform. In den frühen Jahren musste man entweder sehr wohlhabend sein, oder man musste weit reichende Verpflichtungen eingehen, um einen Film produzieren zu dürfen.

Hollywood spielte dabei von Anfang an eine Hauptrolle. Dort wurde viel Geld in einzelne Filmproduktionen gesteckt. Investitionen, die nicht durch Experimente gefährdet werden sollten. Filme mussten erfolgreich sein und ein großes Publikum anziehen. Es wurde deshalb bereits sehr früh ein Regelwerk für die Produktion etabliert, damit eine filmische Erzählung so möglichst sicher von allen verstanden wurde.

Die Aufmerksamkeit des Publikums sollte für die Stars, die Geschichte und die großen Gefühle reserviert bleiben. Keinesfalls sollten Zuschauer durch eine ungewöhnliche Kamera oder einen auffälligen Schnitt darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie nur einen Film betrachteten. Sie sollten das Gefühl erhalten, einer stetig und kontinuierlich ablaufenden Erzählung zu folgen. Durch das sogenannte Continuity Editing sollte ein möglichst flüssiger, „weicher“ Zusammenhang der einzelnen Einstellungen miteinander erreicht und erhalten werden.

Wie funktioniert „Continuity Editing“? Zwei Aspekte davon sind Coverage und das 180 Grad Prinzip. Davon handeln die nächsten Seiten.